Einladung zum 1. offenen Plenum der Transformations-Universität Freiburg

Mehrere Tage sind vergangen seit dem Ende der Gründungstage der TU Freiburg. Mit etwas Abstand zu diesen intensiven Tagen ist es nun an der Zeit für das erste Plenum der neu gegründeten Gruppe.

Auf Basis der während der Gründungstage im besetzen Audimax erarbeiteten Inhalte und Positionen soll die konkrete weitere Arbeit der TU Freiburg als politischem Akteur in Freiburg weiter konkretisiert und begonnen werden.

Im Plenum können Dinge wie ein Rückblick auf die Gründungstage, weitere Arbeit und Strukturen der neu gegründeten Gruppe diskutiert werden. Wenn ihr weitere Anliegen habt, bringt sie gerne ein.

Alle sind eingeladen, sich im Rahmen der TU einzubringen und politisch zu organisieren. Wie sich die TU entwickelt steht noch in den Sternen – es liegt daher an euch!

Kommt daher bereits an diesem Freitag, den 31.01.20 um 16 Uhr in das Förster*Innen-Cafe (Fö*Ca) im Herderbau (Tennenbacherstr. 4).

Menschen, die während der Gründungstage im Audimax Dinge verloren haben, sind ebenfalls herzlich ins Fö*Ca eingeladen um sich durch die gut bestückte Lost&Found-Kiste zu wühlen.

Auf eine produktive und transformatorische Zukunft der Transformations-Universität Freiburg!

Abschlusserklärung der Gründungstage der Transformations-Universität Freiburg

Forderungen der TU an die „Albert-Ludwigs Universität“
Wir brauchen einen Ort an dem wir lernen können, die Welt nicht nur verschieden zu interpretieren, sondern auch zu verändern. Darum ist es höchste Zeit, Bildung so zu gestalten, dass sie den vielfältigen Krisen unserer Zeit gerecht werden kann: selbstorganisiert, demokratisch und kapitalismuskritisch. 
Die Transformations-Universität ermöglichte uns in den letzten drei Tagen, inhaltlich zu arbeiten,  basisdemokratische Prozesse zu lernen und zu gestalten, sowie politische Ziele und Forderungen zu formulieren. Im besetzten Audimax fanden zu diesem Zweck zahlreiche Workshops, Vorträge und Plena statt. Dabei wurden im Konsensverfahren Entscheidungen erarbeitet, die die Bedenken und Wünsche aller miteinbezogen. Dies sind die Ergebnisse:

Wir wollen eine selbstbestimmte und demokratische Bildung von Unten. Die Universität Freiburg muss sich zu der notwendigen Transformation hin zu einer sozial- und klimagerechten Gesellschaft verbindlich bekennen. Deshalb fordern wir als Transformations-Universität Freiburg (TU):

…von der Universitätsleitung:

  • Einen dauerhaften (Frei)Raum für transformative Bildung von allen und für alle. Daher fordern wir die Bereitstellung von Räumlichkeiten durch die zentrale Universitätsverwaltung, die die TU selbst verwalten und mit dem Schwerpunkt auf sozialökologische Transformation der Gesellschaft als Bildungsraum für Austausch und Vertiefung gestalten kann.
…von allen Fachbereichen:
  • Die Unterstützung und Förderung von kritischem, emanzipatorischem und diskriminierungsfreiem Denken und Forschen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Basisdemokratische Entscheidungsmöglichkeiten, z.B. Versammlungen der Fachbereiche und Studierenden zu Lerninhalten

-> Förderung und Anerkennung selbstverwalteter, autonomer Seminare sowie Bereitstellung von Räumlichkeiten/Material

  • Klimapolitische Inhalte in allen Fachbereichen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Versammlungen der Fachbereiche einberufen: Wie können wir in unserem Fach der Klimakrise begegnen?

  • Weniger Leistungsdruck; mehr Zeit für (klima)politisches und gesellschaftliches Engagement.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Überarbeitung der Prüfungsordnungen mit Fachschaften und relevanten Hochschulgruppen

-> Mit besonderem Fokus: Bewerbungsverfahren, Anwesenheitspflicht, Prüfungsfrequenz, Ausweitung der Wahlbereiche

  • Einen Paradigmenwechsel hin zur pluralen Ökonomik. Es braucht Lehrinhalte außerhalb der Logik kapitalistischer und wachstumorientierter Wirtschaft in allen relevanten Fächern. Dabei geht es um die Darstellung der theoretischen und ideologischen Vielfalt, besonders in den Wirtschaftswissenschaften, die auch in Freiburg trotz multipler Krisen noch immer der neoklassischen Lehre anhängen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Einrichtung eines Studiengangs in „plurale Ökonomik“ vergleichbar mit dem an der Universität Siegen (https://plurale-oekonomik-siegen.de/)

-> Einrichtung von neuen Lehrstühlen für Postwachstumsökonomie und/oder plurale Ökonomik, von dem grundlegende Annahmen der anderen Lehrstühle hinterfragt werden können

-> Einrichtung eines Transformations-Kollegs vergleichbar mit dem Postwachstums-Kolleg der Universität Jena (http://www.kolleg-postwachstum.de/)

 

Die Universität verstehen wir als Ort mit gesellschaftlicher Verantwortung, an dem neue Ideen entstehen. Deshalb sollte sie sich aktuellen globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Rechtsruck stellen. Sie soll aktiv an der Entwicklung eines umfassenden Konzeptes zur Transformation der Gesellschaft und der Uni selbst mitwirken. In ihren vielfältigen Rollen als Ort der Wissenschaft, der Lehre, als größte Arbeitgeberin Freiburgs sowie als Ort kultureller Aktivitäten ist sie zum Dialog mit allen Beteiligten verpflichtet
 
Die TransformationsUniversität Freiburg will im Austausch mit der Universität folgende Themen weiter bearbeiten:
  • Hemmnisse zum Zugang zu Bildung und politischer Beteiligung abbauen, Arbeit an Veränderung struktureller Ungleichheit
  • Eurozentrismus in der Wissensproduktion ersetzen durch Intersektionalität
  • queer-feministische, diskriminierungskritische Inhalte in allen Fachbereichen etabliere
  • mehr Inter- bzw. Transdisziplinarität 
Dafür müssen Mittel und Räumlichkeiten zur Ausarbeitung bereitgestellt werden. 
Wir wünschen uns diesen Raum für stetigen Austausch mit der Universitätsleitung: Wir sind kooperationsbereit und möchten durch regelmäßige Treffen die Zusammenarbeit stärken, die Ergebnisse unserer Arbeit teilen und damit zum Prozess beitragen, der alle gesellschaftlichen Gruppen miteinbeziehen und sich nicht auf den universitären Raum beschränken soll. In diesem Kontext laden wir jede*n dazu ein, sich bei der TU einzubringen, damit wir die Zukunft aktiv gestalten können.
Gemeinsam für eine gesellschaftliche Transformation!

Stellungnahme der TU Freiburg vom 23.01.20 zur Kritik am Tiefenökologie-Workshop

Aus aktuellem Anlass hatten wir das Bedürfnis zur geäußerten Kritik am Tiefenökologie-Workshop, der im Rahmen der Gründungstage der TU am 22.01.20 stattgefunden hat, Stellung zu nehmen.

Wir bemühen uns um geringe hierarchische Strukturen, mit dem stetigen Anspruch solche vollkommen aufzulösen, weshalb alle Menschen die Möglichkeit haben, Workshops anzubieten.

Aufgrund der Kritik haben wir uns intensiver und auch im Plenum mit Tiefenökologie auseinandergesetzt. Wir mussten feststellen, dass innerhalb der Tiefenökologie rassistische und menschenverachtende Konzepte vertreten werden. In dem am 22.01.20 stattgefundenen Workshop wurden diese Inhalte definitiv nicht vermittelt. Die persönliche Haltung der Referent*Innen steht diesem Teil der Tiefenökologie entschieden entgegen.

Wir distanzieren uns klar von Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Die TU Freiburg ist ein Open Space, jegliche Form von Diskriminierung hat bei uns allerdings keinen Platz.

Zusätzzlich hier der Verweis auf ein kritisches Interview des RDL zur Tiefenökologie: https://rdl.de/beitrag/die-tiefen-kologie-und-ihre-abgr-nde

Offener Brief der TU an den Rektor der sog. „Albert-Ludwigs-Universität Freiburg“ vom 22.01.20

Sehr geehrter Herr Prof. Hans-Jochen Schiewer,

in einem basisdemokratisch organisierten Plenum haben wir uns am heutigen Abend mit der Frage beschäftigt, wie wir mit der anstehenden Prüfung am morgigen Abend umgehen wollen.

Wir haben dem Konsensprinzip folgend die Entscheidung getroffen, dass Audimax für die Prüfung am 23.01.2020 um 18:30 Uhr nicht freizugeben.

Die Gründe unserer Entscheidung würden wir ihnen gerne darlegen:

Wir wollen die wertvollen und dynamischen Gruppenprozesse der beteiligten Menschen nicht unterbrechen.

Wir benötigen die Zeit, um das Profil unseres Transformationsprozesses weiter zu stärken und weitere Ziele und Konzepte auszuarbeiten.

Wir sind zuversichtlich, dass im gegebenen Zeitraum ein Raum für die Prüfung zu organisieren ist.

Mit freundlichen Grüßen

die Transformations-Universität Freiburg

Pressemitteilung 21.1.20: Besetzung des Audimax und Gründung der Transformations-Uni (TU) Freiburg

Am Abend des 21.1.20 wurde aus einer Demonstration heraus das Audimax der Albert- Ludwigs Universität besetzt und in diesem Rahmen die neue „Transformations-Universität Freiburg“ gegründet.

Während der antikapitalistischen Klimawoche an der Albert- Ludwigs- Universität hatten sich anlässlich der Demonstration unter dem Slogan „Tanzen gegen Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung“ rund 200 Demonstrierende auf dem Platz der alten Synagoge versammelt, um gegen den momentan stattfindenden Kongress des World Economic Forum (WEF) in Davos und die dort propagierte zerstörerische, profitorientierte und ungerechte Wirtschaftsweise zu protestieren.

Um diesem Kongress einen anderen Entwurf (Alternativinstitution) entgegen zu setzen, wurde im Anschluss feierlich die Transformations- Universität Freiburg eröffnet. Laut der Gründer*innen sei in Zeiten der Klimakrise ein grundsätzliches Umdenken notwendig, um aus den Logiken herauszukommen, die eben diese verursacht haben und den gesellschaftlichen Herausforderungen der Klimawandelfolgen begegnen zu können. Um diese Inhalte zu gewährleisten sei ein neuer Raum für andere Bildung notwendig.

„Die Klimakrise hat uns einiges deutlich gezeigt: Unsere Wirtschaftsweise ist nicht nur ungerecht, sondern basiert auf der Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlage. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir die Krise nur verschärfen statt beheben. Wir müssen also schnell umdenken, denn wir haben nicht mehr viel Zeit. Und dafür brauchen wir Wissen, wie so ein Wandel und ein neuer Gesellschaftsentwurf aussehen kann. Eben diese Inhalte zu Transformation sind trotz ihrer Brisanz sehr wenig in der Forschung oder Öffentlichkeit präsent und auch die Uni hat in diesem Bereich noch einiges an Nachholbedarf. Also müssen wir Bildung selber machen, mit Inhalten, die für unsere Zukunft notwendig und von Bedeutung sind!“ so Marie, eine der Gründungsmitglieder.

Aus der Kritik am WEF und mit der Gründung der Transformations- Universität ziehen die Gründer*innen der Transformations- Universität konkrete Konsequenzen für ihr direktes Umfeld und wollen Veränderung praktisch werden lassen. Auch die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sei nicht frei von kapitalistischer Logik und würde nicht die notwendige Bildung bieten, um der Klimakrise zu begegnen. Die Gründer*innen der Transformations- Universität kritisieren, dass neben der Forschung über Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien, weiterhin die neoklassische Wirtschaftslehre vorherrschend sei. In der Eröffnungsrede wird verkündet: „Wir brauchen einen Ort an dem wir lernen können, die Welt nicht nur verschieden zu interpretieren, sondern sie zu verändern. Darum ist es höchste Zeit, Bildung so zu gestalten, dass sie den vielfältigen Krisen unserer Zeit gerecht werden kann: selbstorganisiert, antikapitalisch, herrschaftskritisch und zukunftsweisend. Deshalb gründen wir heute die Transformations-Universität Freiburg (TU Freiburg) im besetzten Audimax – nicht, weil wir nicht lernen wollen, sondern weil wir anders lernen wollen.“

In den kommenden Tages soll es ein vielfältiges Programm mit Workshops, Vorträgen und Diksussionsrunden geben. Gemeinsam soll überlegt werden, welcher Inhalte und welcher Bildung es bedarf, um der Klimakrise zu begegnen. Der Raum ist offen, um sich einzubringen.

Die Besetzung des Audimax und Gründung der Transformations- Universität Freiburg findet im Rahmen der zweiten Welle der Kampagne #By2020WeRiseUp statt.

Kontakt:
Mail: tu-freiburg@riseup.net (PGP verfügbar)
Website: tufreiburg.noblogs.org
Twitter: @tufreiburg