Abschlusserklärung der Gründungstage der Transformations-Universität Freiburg

Forderungen der TU an die „Albert-Ludwigs Universität“
Wir brauchen einen Ort an dem wir lernen können, die Welt nicht nur verschieden zu interpretieren, sondern auch zu verändern. Darum ist es höchste Zeit, Bildung so zu gestalten, dass sie den vielfältigen Krisen unserer Zeit gerecht werden kann: selbstorganisiert, demokratisch und kapitalismuskritisch. 
Die Transformations-Universität ermöglichte uns in den letzten drei Tagen, inhaltlich zu arbeiten,  basisdemokratische Prozesse zu lernen und zu gestalten, sowie politische Ziele und Forderungen zu formulieren. Im besetzten Audimax fanden zu diesem Zweck zahlreiche Workshops, Vorträge und Plena statt. Dabei wurden im Konsensverfahren Entscheidungen erarbeitet, die die Bedenken und Wünsche aller miteinbezogen. Dies sind die Ergebnisse:

Wir wollen eine selbstbestimmte und demokratische Bildung von Unten. Die Universität Freiburg muss sich zu der notwendigen Transformation hin zu einer sozial- und klimagerechten Gesellschaft verbindlich bekennen. Deshalb fordern wir als Transformations-Universität Freiburg (TU):

…von der Universitätsleitung:

  • Einen dauerhaften (Frei)Raum für transformative Bildung von allen und für alle. Daher fordern wir die Bereitstellung von Räumlichkeiten durch die zentrale Universitätsverwaltung, die die TU selbst verwalten und mit dem Schwerpunkt auf sozialökologische Transformation der Gesellschaft als Bildungsraum für Austausch und Vertiefung gestalten kann.
…von allen Fachbereichen:
  • Die Unterstützung und Förderung von kritischem, emanzipatorischem und diskriminierungsfreiem Denken und Forschen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Basisdemokratische Entscheidungsmöglichkeiten, z.B. Versammlungen der Fachbereiche und Studierenden zu Lerninhalten

-> Förderung und Anerkennung selbstverwalteter, autonomer Seminare sowie Bereitstellung von Räumlichkeiten/Material

  • Klimapolitische Inhalte in allen Fachbereichen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Versammlungen der Fachbereiche einberufen: Wie können wir in unserem Fach der Klimakrise begegnen?

  • Weniger Leistungsdruck; mehr Zeit für (klima)politisches und gesellschaftliches Engagement.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Überarbeitung der Prüfungsordnungen mit Fachschaften und relevanten Hochschulgruppen

-> Mit besonderem Fokus: Bewerbungsverfahren, Anwesenheitspflicht, Prüfungsfrequenz, Ausweitung der Wahlbereiche

  • Einen Paradigmenwechsel hin zur pluralen Ökonomik. Es braucht Lehrinhalte außerhalb der Logik kapitalistischer und wachstumorientierter Wirtschaft in allen relevanten Fächern. Dabei geht es um die Darstellung der theoretischen und ideologischen Vielfalt, besonders in den Wirtschaftswissenschaften, die auch in Freiburg trotz multipler Krisen noch immer der neoklassischen Lehre anhängen.

Mögliche Umsetzungsvarianten:

-> Einrichtung eines Studiengangs in „plurale Ökonomik“ vergleichbar mit dem an der Universität Siegen (https://plurale-oekonomik-siegen.de/)

-> Einrichtung von neuen Lehrstühlen für Postwachstumsökonomie und/oder plurale Ökonomik, von dem grundlegende Annahmen der anderen Lehrstühle hinterfragt werden können

-> Einrichtung eines Transformations-Kollegs vergleichbar mit dem Postwachstums-Kolleg der Universität Jena (http://www.kolleg-postwachstum.de/)

 

Die Universität verstehen wir als Ort mit gesellschaftlicher Verantwortung, an dem neue Ideen entstehen. Deshalb sollte sie sich aktuellen globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Rechtsruck stellen. Sie soll aktiv an der Entwicklung eines umfassenden Konzeptes zur Transformation der Gesellschaft und der Uni selbst mitwirken. In ihren vielfältigen Rollen als Ort der Wissenschaft, der Lehre, als größte Arbeitgeberin Freiburgs sowie als Ort kultureller Aktivitäten ist sie zum Dialog mit allen Beteiligten verpflichtet
 
Die TransformationsUniversität Freiburg will im Austausch mit der Universität folgende Themen weiter bearbeiten:
  • Hemmnisse zum Zugang zu Bildung und politischer Beteiligung abbauen, Arbeit an Veränderung struktureller Ungleichheit
  • Eurozentrismus in der Wissensproduktion ersetzen durch Intersektionalität
  • queer-feministische, diskriminierungskritische Inhalte in allen Fachbereichen etabliere
  • mehr Inter- bzw. Transdisziplinarität 
Dafür müssen Mittel und Räumlichkeiten zur Ausarbeitung bereitgestellt werden. 
Wir wünschen uns diesen Raum für stetigen Austausch mit der Universitätsleitung: Wir sind kooperationsbereit und möchten durch regelmäßige Treffen die Zusammenarbeit stärken, die Ergebnisse unserer Arbeit teilen und damit zum Prozess beitragen, der alle gesellschaftlichen Gruppen miteinbeziehen und sich nicht auf den universitären Raum beschränken soll. In diesem Kontext laden wir jede*n dazu ein, sich bei der TU einzubringen, damit wir die Zukunft aktiv gestalten können.
Gemeinsam für eine gesellschaftliche Transformation!